Allergenspezifische Immuntherapie im Alltagstest

In einem Review wurden Daten aus Real-World-Studien zur Wirksamkeit der Hyposensibilisierung gegen allergische Rhinitis und allergisches Asthma im Praxisalltag untersucht. Die hohe Effektivität der Therapie konnte bestätigt werden.

Für die Abschätzung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses neuer Wirkstoffe sind randomisierte kontrollierte Studien der Goldstandard. Doch können die Wirkstoffe nach ihrer Markteinführung im Praxisalltag halten, was sie in den klinischen Studien versprechen? Für die Beantwortung dieser Frage ist die Real-World-Evidenz unverzichtbar. In einem Review wurden Real-World-Evidenzstudien zur Wirksamkeit der allergenspezifischen Immuntherapie (AIT) hinsichtlich der Langzeiteffekte und Medikamentenadhärenz untersucht. 13 Publikationen aus mehreren europäischen Ländern wurden schlussendlich in die Analyse einbezogen. Berücksichtigt wurden Studien zur Desensibilisierung, zur sublingualen (SLIT) oder subkutanen Immuntherapie (SCIT).

Die Real-World-Studien, in denen allergische Rhinitis als Reaktion auf Gräserpollen, Baumpollen oder Hausstaubmilben untersucht worden waren, ergaben, dass alle untersuchten SCIT- und SLIT-Präparate oder Präparategruppen bis zu einem Follow-up von sechs Jahren signifikant besser wirkten als die symptomatische Therapie. Auch gingen die Verschreibungen bei allergischer Rhinitis während der ersten Jahre nach Beginn der Allergenimmuntherapien zurück. Teilweise wurde sogar eine signifikant höhere Wirksamkeit für zwei Gräserpollen-SLIT-Tabletten bei Patienten unter 18 Jahren im Vergleich zu Erwachsenen nachgewiesen.

Die meisten der untersuchten AIT-Präparate konnten auch die Entwicklung und Progression von allergischem Asthma besser aufhalten als nur antiasthmatisch wirkende Mittel. Ebenso ging in einigen Studien nach AIT die Verschreibung antiasthmatischer Mittel zurück. Jedoch waren die Studienergebnisse vor allem in Hinblick auf die Entstehung von Asthma bei bis zu neun Jahren Beobachtungszeit heterogener als bei der allergischen Rhinitis. Inkonsistent waren die Ergebnisse beispielsweise bei einigen Präparategruppen und bei Kindern.

Auch bezüglich des Einsetzens von Asthmasymptomen gab es unterschiedliche Ergebnisse: Für Gräserpollen-SLIT wurde eine signifikante Verlängerung des Intervalls bis zum Beginn von Asthmasymptomen im Vergleich zur Kontrollgruppe festgestellt, in einer anderen Studie hingegen stieg das Risiko für Asthmasymptome in der AIT-Gruppe signifikant an. Die einzige Studie, die die Effektivität der AIT gegen die Entwicklung von allergischem Asthma bei Kindern beziehungsweise Jugendlichen und Erwachsenen verglichen hatte, erbrachte keine signifikanten Unterschiede.

Die Adhärenz zur AIT nahm während der empfohlenen dreijährigen Behandlungszeit ab. Sie war ebenso wie die Compliance in den meisten Studien bei subkutaner AIT höher als bei sublingualer AIT. Die in den klinischen Studien erbrachten Langzeiteffekte der AIT bestätigten sich in den Daten aus den Real-World-Untersuchungen.

Fazit: Nach Ansicht der Studienautoren sind die Daten zu Allergenimmuntherapien aus den Real-World-Studien eine gute Ergänzung zur bisherigen Datenlage aus den randomisierten kontrollierten Studien. Die in diesem Review zusammengefassten Studien zeigen, dass AIT in der täglichen Praxis wirksam das Fortschreiten von allergischer Rhinitis und Asthma verhindern können und teilweise auch der Entwicklung von Asthma vorbeugen.

Vogelberg C et al. Real-world evidence for the long-term effect of allergen immunotherapy: Current status on database-derived European studies. Allergy 2022;77:3584-92

留言 (0)

沒有登入
gif