COVID-19: Zeit für eine Bilanz aus allergologischer Sicht

Die COVID-19-Pandemie ist wohl endgültig vorbei - beendet ist die Diskussion über sie dadurch keineswegs. Bundesweit wird in Deutschland eine Enquete-Kommission gefordert, um aufzuarbeiten, welche Schlüsse aus der Corona-Krise gezogen werden müssen. Bisher unveröffentlichte Protokolle des Robert Koch-Instituts sorgen zudem derzeit für Aufsehen. Was war richtig und sinnvoll, was übertrieben und unnötig? Welche Maßnahmen haben wirklich geholfen und wo haben staatliche Eingriffe mehr Schaden als Nutzen bewirkt?

Inmitten all dieser Überlegungen stehen natürlich in erster Linie (auch) die Gesundheitssysteme, die außerordentliche Herausforderungen bewältigen mussten. Allergien als immunologische Erkrankungen sind von jeher besonders im Fokus, aber wir haben gelernt, dass ohne immunologische Fortschritte und Erkenntnisse eine Pandemie diesen Ausmaßes nicht zu bewältigen ist!

Spannend sind die Auswirkungen der Kontaktbeschränkungen, die zu verschiedenen Veränderungen im Exposom führten, einschließlich der Luftqualität und der Verbreitung von Atemwegsviren, aber auch im menschlichen Mikrobiom. Die Folgen dieser Maßnahmen auf das Auftreten und den Schweregrad allergischer Erkrankungen werden derzeit untersucht. Ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren von Typ-2-Inflammationen scheint die Anfälligkeit einer Person für das SARS-CoV2-Virus und die Kontrolle der Infektion zu verändern. In der Allergologie dürfte sich die Einführung innovativer telemedizinischer Diagnose- und Therapiemöglichkeiten besonders nachhaltig bewähren - die sublinguale Immuntherapie (SLIT) ist ein „Best-practice“-Beispiel der Telemedizin.

Schauen wir also mit Interesse und wissenschaftlicher Neugier zurück und ebenso in die Zukunft: Das bringt bekanntlich den besten Fortschritt für die Menschheit, auch abseits der Medizin.

Auch in dieser Ausgabe des Allergo Journal bieten wir Ihnen wieder zahlreiche fortschrittsorientierte Beiträge: Brehler et al. präsentieren spannende Ergebnisse zu einer Erhebung zu IgE-vermittelten Nahrungsmittelallergien unter deutschen Allergologinnen und Allergologen (Seite 26). Besonders zukunftsgewandt ist die neue EAACI-Nomenklatur allergischer Erkrankungen, die Jutel et al. für die Typ-1-Allergien in diesem Heft vorstellen (Seite 16). Diese dürfte einen erheblichen Einfluss auf die Klassifizierung und ICD-Codierung von Allergien haben, aber auch auf die Anerkennung allergischer Komorbiditäten durch Politik und Kostenträger und letztlich auch auf unsere therapeutischen Möglichkeiten. Nicht zuletzt zeigen die zahlreichen herausragenden Beiträge der AeDA-Veranstaltung „Jubiläum 20 Jahre Allergologie im Kloster“ wie vielfältig und innovationsfreudig die deutschsprachige und europäische Allergologie tatsächlich ist.

Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen und interessante Erkenntnisse bei der Lektüre dieses Heftes. Mit kollegialen Grüßen,

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Prof. Dr. Ludger Klimek, Zentrum für Rhinologie und Allergologie Wiesbaden

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Prof. Dr. Thilo Jakob, Klinik für Dermatologie und Allergologie, Universitätsklinikum Gießen, UKGM

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Prof. Dr. Dr. Wolfram Hötzenecker, Klinik für Dermatologie und Venerologie, Kepler Universität, Linz

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