FAMOSES-Epilepsie-Schulungen in Zeiten der COVID-19-Pandemie

Befragung der Trainerinnen: Rücklauf und Stichprobenbeschreibung

Von Januar bis September 2022 erhielten wir 36 Rückmeldungen von Teams aus 27 Schulungszentren und von 2 einzelnen Trainerinnen, die an verschiedenen Orten schulen und daher keinem Schulungszentrum zugeordnet wurdenFootnote 2. Drei Teams wurden in der Auswertung nicht berücksichtigt, da sie 2019 bis 2021 keine FAMOSES-Kurse angeboten haben. Die Tab. 1 beschreibt die ausgewertete Stichprobe.

Tab. 1 Schulungszentren und TrainerinnenKurs- und Teilnehmerzahlen

Die Abb. 1 zeigt die Gesamtzahl der in den teilnehmenden Schulungszentren geplanten und durchgeführten FAMOSES-Kurse pro Jahr, basierend auf den Aussagen der Trainerinnen, die an der Befragung teilgenommen haben. Insbesondere 2020, im ersten Pandemiejahr, wurden deutlich weniger Kurse durchgeführt, als geplant worden waren (Elternkurse: 47 % weniger, Kinderkurse: 43 % weniger). Im Jahr 2021 stieg der Anteil tatsächlich durchgeführter Kurse wieder an, blieb jedoch unter dem des Referenzjahres 2019. Insgesamt haben 21/24 Schulungszentren (88 %; 19/22 mit Elternkursen; 18/21 mit Kinderkursen) während der ersten beiden Pandemiejahre Kurse geplant, von denen 16 in dieser Zeit auch Kurse durchgeführt haben (14 mit Elternkursen, 15 mit Kinderkursen).

Abb. 1figure 1

Anzahl geplanter/durchgeführter FAMOSES-Eltern- und -Kinderkurse nach Jahren (über alle Schulungszentren)

Eine Auswertung der pro Schulungszentrum geplanten und durchgeführten Kurse zeigte, dass es keine signifikanten Unterschiede in der Zahl der geplanten Elternkurse 2019 bis 2021 gab (p = 0,784, Friedman-Test, Abb. 2). Die Zahl der durchgeführten Kurse unterschied sich jedoch zwischen den Jahren (p = 0,015, Friedman-Test). Post hoc durchgeführte Wilcoxon-Tests zeigten, dass 2020 signifikant weniger Elternkurse durchgeführt wurden als 2019 (p = 0,049, Sidak-korrigiert; 2019 vs. 2021 und 2020 vs. 2021: p > 0,20; Abb. 2).

Abb. 2figure 2

Anzahl geplanter/durchgeführter FAMOSES-Kurse pro Schulungszentrum und Jahr. *p < 0,05, +p < 0,10. Die maximale Zahl von 8 geplanten Elternkursen im Jahr 2021 ergibt sich daraus, dass geplante Schulungstermine pandemiebedingt verschoben werden mussten und jeder geplante Termin als ein geplanter Kurs gezählt wurde

Bei den Kinderkursen zeigten sich ähnliche Unterschiede. Die Zahl der geplanten Kurse unterschied sich nicht signifikant zwischen den Jahren (p = 0,082, Friedman-Test), aber die Zahl der tatsächlich durchgeführten Kurse variierte (p = 0,011, Friedman-Test), auch wenn der Rückgang der Kurse pro Schulungszentrum von 2019 zu 2020 bei den Kindern nicht signifikant war (p = 0,057, Sidak-korrigiert; 2019 vs. 2021 und 2020 vs. 2021: p > 0,10; Abb. 2).

Die Zahl der Teilnehmer von Eltern- und Kinderkursen pro Jahr ist in Abb. 3 dargestellt. Wie die Entwicklung bei den Zahlen der durchgeführten Kurse war die Teilnehmerzahl bei Eltern und Kindern 2020 deutlich geringer als im Referenzjahr 2019, um 2021 wieder etwas anzusteigen. Die durchschnittliche Teilnehmerzahl variierte stark zwischen den Schulungszentren (Elternkurse: 4 bis 16; Kinderkurse: 3 bis 9). Für den statistischen Vergleich der Teilnehmerzahl pro durchgeführtem Kurs wurden daher nur Zentren berücksichtigt, die in allen 3 Jahren Kurse durchgeführt und Teilnehmerzahlen im PES angegeben haben. Dies traf auf jeweils 8 Schulungszentren mit Eltern- bzw. Kinderkursen zu. Die Boxplots in Abb. 3 zeigen, dass in den Pandemiejahren Elternkurse bereits ab einer geringeren Teilnehmerzahl von 4 bis 5 durchgeführt wurden, wobei es keinen Unterschied in der medianen Teilnehmerzahl über die Jahre hinweg gab (p = 0,258, Friedman-Test). Bei den Kinderkursen zeigte sich ebenfalls kein signifikanter Unterschied in den Teilnehmerzahlen pro Kurs (p = 0,209, Friedman-Test).

Abb. 3figure 3

Teilnehmerzahlen pro Jahr insgesamt und pro durchgeführtem Kurs

Durchführbarkeit von Kursen während der Pandemie

Mehr als ein Drittel der in den Pandemiejahren geplanten Kurse wurde nicht durchgeführt (Abb. 1). Die Tab. 2 zeigt die von den Trainerinnen angegebenen Gründe für die Absage von Kursen. Zu Beginn der Pandemie (2020) war dies v. a. das Verbot von Kursen/Lockdown. Aber auch Arbeitsüberlastung und die Sorge der Teams, dass die Pandemiemaßnahmen die Kursatmosphäre beeinträchtigen könnten, spielten eine Rolle. Vor der Pandemie wurden häufiger „andere“ Gründe (z. B. zu wenig Anmeldungen) angegeben, jedoch haben 2 Schulungsteams bereits für 2019 pandemiebezogene Gründe genannt.

Tab. 2 Gründe für die Absage von Kursen durch die Schulungsteams

Für die Kurse, die während der Pandemie durchgeführt wurden, waren Hygienekonzepte zur Minimierung der Ansteckungsgefahr erforderlich. Die Maßnahmen, die in fast allen Schulungszentren umgesetzt wurden, sind in Tab. 3 zusammengefasst. Einzelne Schulungsteams haben zusätzliche Maßnahmen angegeben, durch die größere Abstände zwischen den Teilnehmern ermöglicht werden sollten, z. B. den Kinderkurs überwiegend draußen abzuhalten, den Kindern am Sitzplatz einen eigenen Karton mit Arbeits‑/Schreibutensilien zur Verfügung zu stellen, Abfragen mit TED oder Laserpointer vom Sitzplatz aus durchzuführen oder eine getrennte Wegeführung für ambulante Patienten.

Tab. 3 Umsetzung von Pandemiemaßnahmen in FAMOSES-Kursen

Durch das Tragen von Masken, Abstand, Nutzen von zusätzlichen Flächen und im Freien war es in 75 % der Schulungszentren (12/16 mit Angaben hierzu) zumindest teilweise möglich, Gruppenspiele durchzuführen. Zum Teil wurden sie ersetzt, beispielsweise durch Rätsel oder ergänzende Gespräche in der Gruppe. In keinem Schulungszentrum gab es COVID-19-Ausbrüche im Zusammenhang mit FAMOSES-Schulungen.

Erfahrungen und Bewertungen der Trainerinnen zu FAMOSES in Pandemiejahren

Für die Erfahrungen der Trainerinnen mit der Planung und Durchführung von FAMOSES-Schulungen in Pandemiejahren wurden die Rückmeldungen aller teilnehmenden Schulungszentren sowie der beiden einzelnen Trainerinnen berücksichtigt (n = 24 + 2). Auf die offene Frage, wie die Pandemie ihre Kursplanung beeinflusst hat, wurde sehr häufig ausgesagt, dass die Planung aufwendiger, unsicherer oder nicht möglich gewesen sei (23/26, 88 %, Tab. 4). Dies bezog sich v. a. auf Kursverbote, -absagen oder Terminverschiebungen (n = 12), die Begrenzung der Teilnehmerzahlen bzw. Zugangsbeschränkungen (n = 9) und die Erstellung eines Hygienekonzepts (n = 8). Auch Unsicherheiten, Personalmangel, Arbeitsbelastung und notwendige Anpassungen in der Kursdurchführung wurden genannt (Tab. 4). Manche Zentren sahen die Planung hingegen wenig oder gar nicht beeinflusst (3/26, 12 %) oder fanden sie sogar einfacher (1/26, 4 %; Tab. 4). Von den 21 Schulungszentren, die während der Pandemie Kurse geplant hatten, gaben 14 Teams an, dass die Erfahrung mit der Kursplanung in Pandemiezeiten sie ermutigt habe, weitere Kurse während der Pandemie anzubieten (67 %; nein: n = 4, 19 %; keine Angabe: n = 6, 29 %).

Tab. 4 Qualitative Auswertung offener Antworten: Wie hat die Pandemie die Planung von Kursen beeinflusst?

Bezogen auf die Zeit vor Pandemie gaben alle Teams und Trainerinnen an, dass sie „gerne“ oder „sehr gerne“ Schulungen mit dem Programm durchführen (sehr gerne: 19/26, 73 %). Nur in 5 der 26 Bewertungen (19 %) wurde angegeben, dass sich diese Einschätzung durch die Pandemie geändert hat (nein: 19/26, 73 %; keine Angabe: 2/26). Dennoch wurden in den meisten Bewertungen zu durchgeführten Kursen sowohl positive als auch negative Aspekte genannt. Kritisch angemerkt wurde v. a., dass die Kurse anstrengender, erschwert oder weniger locker gewesen seien (6/18, 33 % der Teams/Trainerinnen, die Kurse durchgeführt haben), sowie Mehrarbeit/größerer Aufwand durch die Kurse (5/18, 28 %). Auf der anderen Seite wurden die Kurse oft als „sehr gut“ oder „lohnend“ bezeichnet (7/18, 39 %) und die Motivation sowie die positiven Rückmeldungen der Eltern wurden hervorgehoben (5/18, 28 %; Tab. 5).

Tab. 5 Qualitative Auswertung offener Antworten: Bewertung der Schulungen in den PandemiejahrenKursbewertungen der FAMOSES-Teilnehmer vor vs. während der Pandemie

Die Bewertungen der FAMOSES-Kurse durch teilnehmende Eltern und Kinder vor Beginn der Pandemie in Deutschland (01/2019 bis 03/2020) und während der Pandemie (07/2020 bis 12/2021) sind in den Abb. 4 und 5 dargestellt. Zwischen Mitte März und Anfang Juli 2020 wurden keine Kurse durchgeführt. Die Elternbewertungen unterschieden sich nicht zwischen den beiden Zeiträumen (alle p > 0,40, U-Test). Bei den Evaluationsbögen der teilnehmenden Kinder gab es einzig bei der Frage nach der Weiterempfehlung des Kurses an andere Kinder einen signifikanten Unterschied (p = 0,040, U-Test; alle anderen p > 0,10): Die Kinder der während der Pandemie an FAMOSES teilnahmen, gaben häufiger an, den Kurs weiterempfehlen zu wollen.

Abb. 4figure 4

Bewertungen der FAMOSES-Kurse durch teilnehmende Eltern vor (n = 270–278) und während der Pandemie (n = 265–271)

Abb. 5figure 5

Bewertungen der FAMOSES-Kurse durch teilnehmende Kinder vor (n = 60–64) und während der Pandemie (n = 87–89)

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