Adjuvanzien sind ein Werkzeug, mit dem sich die Immunogenität der allergenspezifischen Immuntherapie steigern lässt. Neben alten Bekannten sind nun auch neue Kandidaten am Start.
Die allergenspezifische Immuntherapie (AIT) mit aktiven Ingredienzien, abgeleitet von der verursachenden Allergenquelle, ist die einzige kausale und krankheitsmodifizierende Therapie für allergische Patientinnen und Patienten. Allerdings üben die gereinigten Allergene oft nur eine geringe immunogene Wirkung aus - etwa im Vergleich zu abgeschwächten Lebendvakzinen. Das reduziert den Therapieeffekt und verlängert die Behandlungsdauer.
Adjuvante, beispielsweise die Immunogenität steigernde oder auch die allergenspezifische Immunantwort von Typ-1-T-Helferzellen (Th1) modulierende Substanzen können hierbei nützlich sein. Unterschieden werden sie in Adjuvanzien der ersten und zweiten Generation. Erstere fördern die Immunantwort durch Bildung von Allergenaggregaten, letztere aktivieren antigenpräsentierende Zellen (APC), indem sie Pattern-Recognition-Rezeptoren ins Visier nehmen und Reaktionen des angeborenen Immunsystems triggern. In die erste Gruppe gehören etwa das altgediente Aluminiumhydroxid, Calciumphosphat und mikrokristallines Tyrosin (MCT).
Vor allem mit der zweiten Gruppe hat sich ein Spezialistenteam des Paul-Ehrlich-Instituts um Clara Pignard beschäftigt. Hierzu zählt Monophosphoryl-Lipid A (MPLA), das laut Aussage des Studienteams einzige Adjuvans der zweiten Generation, das bis dato in der AIT zum Zuge kommt. In Tierversuchen hat MPLA in Kombination mit MCT synergistisch die Immunantwort in Richtung Th1 verschoben und die IgG-Antwort verstärkt, ohne antigenspezifische IgE-Antikörper zu fördern.
Weitere Adjuvanzien für den Einsatz in der AIT befinden sich in Erprobung, so das Polysaccharid Mannan. In der klinisch am weitesten fortgeschrittenen Anwendung als AIT-Adjuvans waren Allergoid-Mannan-Konjugate in der Lage, eine Allergentoleranz zu induzieren. Einige Phase-II-Studien zum Einsatz dieser Konjugate in der AIT gegen Gräserpollen, Hausstaubmilben und Birkenpollen sind bereits abgeschlossen.
Anwärter für die AIT-Adjuvanz sind auch Virus-ähnliche Partikel (VLP), von Viren abgeleitete Strukturen von 25-100 nm Größe. Sie haben die Fähigkeit zum Zusammenschluss. Ihre Größe ermöglicht eine optimale Drainage zu Lymphknoten und fördert ihre Aufnahme in APC. Sie besitzen kein genetisches Material, sind also nicht infektiös.
Die Hauptkomponente bakterieller Flagellen ist Flagellin. Weil prokaryotische Flagellen sich von eukaryotischen grundsätzlich unterscheiden, hat das menschliche Immunsystem verschiedene Rezeptoren entwickelt, um extra- und intrazelluläre flagellierte Bakterien zu identifizieren. Auch Flagellin hat AIT-adjuvante Wirkung, sowohl im Mix wie in Fusion mit Allergenen. Der Effekt geht offenbar mit der Produktion toleranzgenerierender dendritischer Zellen einher.
Pignard et al. fordern nun weitere Studien, um die komplexen Effekte dieser potenten Immunmodulatoren besser zu verstehen und sie sicher und effizient in der Therapie allergischer Krankheiten einsetzen zu können.
Pignard C et al. Mannan-, VLP-, and flagellin-based adjuvants for allergenspecific immunotherapy: a review of the current literature. Allergo J Int 2024;33:289-303
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