Allergien auf Schimmelpilze - ein vielfältiges Problem

Schimmelpilze sind ubiquitär, Ängste vor gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch sie ebenfalls. Im September 2023 wurde durch die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) die aktualisierte S2k-Leitlinie „Medizinisch klinische Diagnostik bei Schimmelpilzexposition in Innenräumen“ veröffentlicht.

Wir wollen mit diesem Themenheft den allergologisch tätigen Kolleginnen und Kollegen ausgewählte Aspekte nahebringen, die uns wichtig erscheinen, wollen mit Missverständnissen aufräumen und die Erkenntnis verbreiten, dass gesundheitliche Beschwerden im Zusammenhang mit Schimmelpilzexposition nicht zwangsläufig Ausdruck einer Allergie auf Schimmelpilze sein müssen.

Zunächst werden die Kernbotschaften der Leitlinie von den Leitlinienverantwortlichen J. Hurraß und G. Wiesmüller aufgezeigt (S. 24). Die Systematik der Schimmelpilze und die Definition eines Schimmelpilzes legen T. Gabrio und G. Fischer dar (S. 28). Hier werden auch Nachweismethoden vorgestellt und es wird bewertet, ob diese sinnvoll und evaluiert sind.

In einem Beitrag von G. Wiesmüller et al. werden die Wirkungen von Mykotoxinen, Zellwandbestandteilen, Enzymen und flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) auf die gesundheitliche Befindlichkeit von Betroffenen dargestellt und diskutiert (S. 43). Es zeigt sich, dass im Wissen um die Wirkungsmechanismen und deren Folgen noch viel Nachholbedarf besteht.

Diagnostikmethoden in Bezug auf Verfügbarkeit, Qualität und Interpretation der Ergebnisse werden von M. Raulf und S. Kespohl vorgestellt (S. 52). Die Autorinnen beschreiben die Möglichkeiten von Hauttestungen, IgE-Bestimmungen, weiteren In-vitro-Testmöglichkeiten und legen klar die teilweise begrenzte Aussagekraft der Ergebnisse dar. Besonders wertvoll ist, dass Sie am Ende ihrer Ausführungen einen Diagnose-Algorithmus für die systematische Vorgehensweise bei Verdacht auf Schimmelpilz-assoziierte Atemwegsallergien vorstellen.

U. Rabe und R. Brehler übernehmen die Aufgabe, den Stellenwert einer allergenspezifischen Immuntherapie bei Schimmelpilzallergien zu definieren (S. 16). Eine Unterscheidung von Schimmel im Außenbereich und Schimmelpilzbelastungen in Innenräumen ist bei der Entscheidung für diese Therapieform von Bedeutung.

J. Stemler et al. widmen sich der Thematik Aspergillus-assoziierter Erkrankungen aus infektiologischer und allergologischer Perspektive (S. 60). Hierbei wird von infektiologischer Seite detailliert auf die chronischen (meist pulmonalen) Aspergillosen (CPA) und auf die invasiven Aspergillosen, die auch meist die Lunge als Organ betreffen (invasive pulmonale Aspergillose [IPA]), eingegangen. Sinusmykosen können sowohl eine infektiologische als auch eine allergologische Genese haben, während die allergische bronchopulmonale Aspergillose (ABPA) ein rein allergologisches Krankheitsbild ist. Die Autorinnen und Autoren stellen sich der Herausforderung, die komplexe Diagnosestellung, die notwendige rationale, gezielte und multidisziplinäre Zusammenarbeit darzustellen und mahnen dabei auch ein individuelles Vorgehen in den Strategien an.

Wir hoffen, mit den vorliegenden Arbeiten eine objektive Grundlage zu schaffen, um den teilweise emotional geprägten Diskussionen im Zusammenhang mit Schimmelpilzexposition fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse entgegensetzen zu können und danken allen beteiligten Autorinnen und Autoren für die hervorragende Umsetzung ihrer Themen!

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Dr. Uta Rabe, (ehemals) Klinik für Allergologie und Asthma, Johanniter-Krankenhaus Treuenbrietzen

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Dr. Marcus Joest, Lungen- und Allergiezentrum Bonn, Helios Ambulant

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