20 Jahre „ObEx“ – Rückblick und Ausblick

Die ObEx hat jetzt endlich einen Impact-Faktor!

Damit ist der jahrelange Kampf für einen anerkannten wissenschaftlichen Standard der Zeitschrift zumindest teilweise von Erfolg gekrönt worden. Jetzt endlich können junge Autor:innen ihre Publikationen in unserem Journal für ihre akademische Laufbahn verwenden. Ein Grund optimistisch nach vorne und dankbar zurückzuschauen.

Wie ist die Zeitschrift überhaupt entstanden?

Vor ziemlich genau 20 Jahren hatte die Deutschen Vereinigung für Schulter- und Ellenbogenchirurgie e. V. (DVSE) diskutiert, das Mitteilungsblatt, das als lose Blättersammlung eine unregelmäßige Beilage von Der Orthopäde war und bei den Mitgliederversammlungen ausgeteilt wurde, durch ein professionelleres Format zu ersetzen.

Gleichzeitig haben der Handchirurg Abdul Kader Martini, langjähriger Präsident der DGH und der Unterzeichner, zu diesem Zeitpunkt Präsident der DVSE, in Heidelberg in einer Bierlaune einmal darüber debattiert, ob es nicht sinnvoll wäre, analog zu dem angloamerikanischen Upper Extremity Surgeon, eine Gemeinschaft für die obere Extremität ins Leben zu rufen. Vor allem ging es auch darum, dem Ellenbogen als einem damals noch „vernachlässigten Gelenk“ eine wissenschaftliche Heimat zu geben.

Gedacht – getan: zusammen mit Gertrud Volkert, Redakteurin aus dem kleinen Steinkopff-Verlag in Darmstadt, wurde die Idee einer gemeinsamen Zeitschrift geboren.

Es bedurfte einiger Vorbereitungen, bis das Projekt realisiert werden konnte. Da es zunächst als deutschsprachiges Organ geplant war, haben wir die Österreichischen und Schweizer Schulterchirurgen einbinden und dazu Herbert Resch (Salzburg) und Beat Simmen (Zürich) dafür gewinnen wollen. Das war nicht schwierig: Wir haben bei den beiden buchstäblich offene Türem eingerannt – und so erschien im Juni 2006 die erste Ausgabe der Zeitschrift Obere Extremität – Schulter. Ellenbogen. Hand (Abb. 1).

Im gleichen Monat wurde sie auf der Jahrestagung der DVSE in Wildbad Kreuth präsentiert und im Vorstand und auf der Mitgliederversammlung einstimmig als offizielles (Fortbildungs)organ der Vereinigung angenommen.

Jetzt begann allerdings die Sisyphusarbeit, gute Beiträge für die Zeitschrift einzuwerben, die einem wissenschaftlichen Anspruch genügen und gleichzeitig für die wachsende Zahl der Mitglieder:innen (die DVSE zählte damals 360 Mitglieder:innen) ein Fortbildungsorgan sein sollte. Das war nicht einfach, denn warum sollten etablierte oder aufstrebende Autor:innen sich die Mühe zu aufwändigen Übersichtsarbeiten machen oder sogar Originalarbeiten zur Publikation einreichen? Es gab durchaus auch Bestrebungen in der Vereinigung, das Projekt abzubrechen und ein regelmäßiges Themenheft als Supplement in Der Orthopäde anzugliedern.

Tatsächlich bedurfte es für die ersten Jahre einiger Überzeugungsarbeit ausreichend Beiträge, v. a. auch aus dem Bereich der Ellenbogen- und Handchirurgie, zu generieren.

Dies änderte sich 2009 fundamental, als mit Andreas Eisenschenk ein neuer Handchirurg die Mitherausgeberschaft übernahm. Durch sein Engagement gelang es auch zunehmend, namhafte Handchirurgen für die Mitarbeit in der ObEx zu begeistern.

Mit der Übernahme des kleinen Steinkopff- durch den großen Springer-Verlag wurde die redaktionelle Arbeit erheblich professionalisiert. Sabine Ibkendanz und später Jürgen Meyer zu Tittingdorf haben den Editorial Manager eingeführt, Werbeaktionen organisiert, gemeinsam mit den Herausgebern immer wieder das Layout modernisiert und in regelmäßigen „Berliner“ Meetings mit dem mittlerweile vielköpfigen Beirat immer neue Ideen generiert.

Endlich sollte die Zeitschrift über PubMed auffindbar und damit zitierfähig sein und natürlich wollte die ObEx einen Impact-Faktor! Mit diesem Ziel wurden renommierte internationale Wissenschaftler für die Faculty gewonnen, Themenhefte gestaltet und immer mehr englischsprachige Originalarbeiten generiert, die den Charakter der Zeitschrift von einem Fortbildungs- hin zu einem wissenschaftlichen Journal wandeln sollten.

Unterstützt durch die Fachkompetenz der Springer-Verantwortlichen und mit einiger Lobbyarbeit im Umfeld wurden immer wieder Anläufe unternommen, in die internationale medizinische Datenbank aufgenommen zu werden und einen Impact-Faktor zu gewinnen. Dreimal vergeblich – und das, obwohl alle formalen Auflagen erfüllt waren und die ObEx zeitweise einen imaginären Impact-Faktor von > 1,0 erarbeitet hatte. Die Anträge scheiterten immer wieder knapp und manchmal auch aus nicht nachvollziehbaren Gründen.

Mit den Jahren drehte sich die Arbeit der Herausgeber sprichwörtlich im Kreise: Neue Ideen mussten her. So wurden 2010 mit Helmut Lill, Markus Scheibel und Manfred Pfahler drei hochkarätige Schulterchirurgen und Wissenschaftler und 2013 mit Lars Peter Müller der Top-Experte für den Ellenbogen als Mitherausgeber in die Arbeit eingebunden. Engagierte Wissenschaftler:innen aus den Reihen der DVSE übernahmen fortan die Organisation und Redaktion von Themenheften, die sich mit Original- und Übersichtsarbeiten auf einen Schwerpunkt konzentrierten.

Zunehmend problematisch wurde allerdings die Zusammenarbeit mit den Handchirurgen, die zwar wertvolle Ideen und Beiträge einbrachten, aber sich nicht als Leser und Abonnenten für die ObEx erwärmen konnten, nicht zuletzt, da sie bereits mit den plastischen Chirurgen zusammen ein eigenes deutschsprachiges Publikationsorgan besaßen.

Schweren Herzens wurde daher im Oktober 2016 die Trennung von den Handchirurgen vollzogen und die Zeitschrift ausschließlich auf Publikationen über Schulter und Ellenbogen beschränkt. Zu diesem Zeitpunkt übernahm Lars Peter Müller die Schriftleitung und führte die Zeitschrift gemeinsam mit den Koeditoren in eine neue Ära. Die Beiträge wurden zunehmend international und englischsprachig und der Ellenbogen rückte noch mehr in den Fokus.

Die ObEx hatte wieder Fahrt aufgenommen und seit 2019 mit Kilian Wegmann, Christoph Katthagen, Philipp Moroder als Herausgeber und mit Elisabeth Althaus, Isabel Duerk und Caroline Kartenbeck auf der Seite des Springer-Nature-Verlags ein weiteres Kapitel aufgeschlagen. Mittlerweile hat die Zeitschrift über 1000 Abonnenten – so groß ist die DVSE (nicht zuletzt wegen ihrer Zeitschrift?) zwischenzeitlich geworden. Neue Rubriken, Technical Notes, Online-Formate, eine aktive Präsenz in den Social Media und eine konstruktive Einbindung des Jungen Forums machen die ObEx zu einer dynamischen, modernen und jetzt auch international gewertschätzten wissenschaftlichen Zeitschrift.

Und dennoch ist sie mit einem bunt illustrierten Mitteilungsblatt und regelmäßigen Kommentaren der amtierenden Präsidenten weiterhin ein familiäres Organ der DVSE geblieben. So ist mit dem Erreichen des Impact-Faktors tatsächlich der Spagat zwischen Fortbildungs- und Wissenschaftsjournal gelungen.

Mit dem Unterzeichner tritt nun der letzte Herausgeber der Gründungsgruppe ab – „the times they are a changing …“.

Ich bin sehr dankbar für die vielen konstruktiven, lebhaften und auch oft kontroversen Diskussionen mit den Herausgebern, dem Beirat, den Verantwortlichen des Springer-Nature-Verlages, den vielen Autor:innen und nicht zuletzt den Mitgliedern der DVSE. Ich bin dankbar für viele wertvolle Kontakte und einige Freundschaften, die unsere gemeinsame Arbeit in der Zeitschrift ganz bestimmt überdauern werden. Und natürlich freue ich mich weiterhin auf jede neue Ausgabe der ObEx.

Markus Loew

Abb. 1figure 1

Erste Ausgabe der ObEx im Juni 2006

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