Einsparungen geplant, Unterversorgung erreicht

Die Kliniken, die sich oftmals in privatem Besitzt befinden, reagieren auf die Ambulantisierung mit dem Auf- und Ausbau von Netzwerken durch medizinische Versorgungszentren (MVZ). Die unbesetzten Hautarztzulassungen in Thüringen gehen zu Lasten solcher MVZ und fehlen nun schon seit fast zwei Jahren in der ambulanten Versorgung. Eine juristische Handhabe durch das Organ der Selbstverwaltung, der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen, gegenüber privaten Kliniken zur verpflichtenden Besetzung von Kassenarztsitzen existiert offenbar nicht.

Zusammenfassend scheint statt Erwartetem vom Gesetzgeber in Berlin zunächst einmal Unerwartetes einzutreten, nämlich ambulante Unter- und Fehlversorgungen in diesem Prozess der Kosteneinsparung an Kliniken. Welche juristisch-politischen Möglichkeiten braucht die Selbstverwaltung, das bisherige vierte Prinzip des deutschen Gesundheitswesens (neben Versicherungspflicht, Beitragsfinanzierung und Solidaritätsprinzip), um drohende ambulante Unterversorgung durch den Ambulantisierungsprozess der Kliniken zu vermeiden?

Die geschilderten Erfahrungen zeigen, dass es keine Erleichterung im Berufsleben von Ärztinnen und Ärzten durch die Ambulantisierung geben wird, sondern weitere Mehrbelastungen. Nebenbei müssen Medizinerinnen und Mediziner bereits seit mehreren Jahren zusätzlich eigentliche Tätigkeiten des medizinischen Fachpersonals miterledigen, damit es überhaupt "funktioniert". Auch die Fülle von "digitalen Sekretariatsarbeiten" entfremdet zunehmend den eigentlichen Arztberuf. Die weltweit geschätzten bisherigen Qualitätsstandards der deutschen Aus-, Weiter- und Fortbildung von Medizinerinnen und Medizinern werden schwer zu halten sein. Neben einer höheren Anzahl von Medizin-Studienplätzen sind Arbeitsbedingungen mit Zeit und Raum für ein fürsorgliches Krankengespräch sowie echtem kollegialen Austausch nötig, um eine ärztliche Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Der Marburger Bund, die Berufsverbände und die wissenschaftlichen Gesellschaften sollten sich diesem Thema endlich gemeinsam und solidarisch widmen.

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