Penicillinallergie: oft lebenslang falsche Diagnose

Der Trend zur Anwendung von Reserve-Antibiotika ist ungebrochen, erklärte Prof. Dr. Ludger Klimek, Wiesbaden. Ein Grund dafür sind häufig vermeintliche Penicillinallergien. Doch nur etwa 1 % der Menschen, die berichten, überempfindlich auf Penicillin zu reagieren, haben tatsächlich eine Allergie auf das Antibiotikum. Dennoch hinterfragen viele Ärztinnen und Ärzte diese oft auch im Allergiepass fixierte Angabe nicht und verzichten vorsichtshalber auf hochwirksame und gut verträgliche Betalaktam-Antibiotika. So erhalten viele Patientinnen und Patienten oft lebenslang Antibiotika, die teurer sind, weniger effektiv und zur Entstehung resistenter Bakterienstämme beitragen.

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© Drobot Dean / stock.adobe.com (Symbolbild m. Fotomodell)

Die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie (DGI) empfiehlt deshalb für jede Altersstufe die allergologische Abklärung aller Allergieverdachtsfälle auf Betalaktam-Antibiotika - im Idealfall innerhalb eines Jahres nach der aufgetretenen Reaktion - und gegebenenfalls eine Streichung im Allergiepass ("Delabeling"). Bei Verdacht auf eine Typ-I-Sofortallergie auf Betalaktam-Antibiotika werden neben gezielten Fragen zur Anamnese zunächst die spezifischen Serum-IgE-Antikörper bestimmt. Sind diese unauffällig, schließt sich der Pricktest an, bei negativem Befund die Intrakutantestung. Wurde auch hier kein positives Ergebnis gesehen, kann im stationären Setting unter ärztlich beaufsichtigter Nachbeobachtung ein oraler oder intravenöser Provokationstest durchgeführt werden. Bleibt eine allergische Reaktion aus, könne man davon ausgehen, dass keine Überempfindlichkeit gegen Penicillin vorliegt.

Seit Anfang 2022 ist das DAP® Penicillin Test Kit als einziges Screening-Diagnostikum zum Nachweis einer TYP-1-Überempfindlichkeit kommerziell verfügbar. Das Kit enthält antigen wirksame Abbauprodukte von Penicillin, die für den Prick- und - in verdünnter Form - den Intrakutantest herangezogen werden können. Mit einem neuen Test-Kit können Patienten mit unklarer oder vermeintlicher Penicillinallergie sicher identifiziert werden. "Das ist eine Bereicherung für die Abklärung einer Penicillinallergie", betonte Prof. Dr. Heinrich Dickel, Bochum. Das Besondere des Tools sei der positive prädiktive Wert von 100 %.

Live-Webinar "Penicillin-Allergie, was ist wichtig?", 7. Dezember 2022; Veranstalter: Stallergenes

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