Subkutane Immuntherapie im Kindesalter ab fünf Jahren

Die allergenspezifische Immuntherapie (AIT) bei Kindern ist ein aktuelles Thema - zwei häufig gestellte Fragen lauten: Was muss ein Kinderarzt bei der Entscheidung für eine AIT beachten? Und welche Präparate eignen sich für eine AIT im Kindesalter? Erste Orientierung bietet hierbei die neue S2k-Leitlinie [Pfaar et al. Allergologie 2022;6:167-232].

Zunächst ist individuell zu entscheiden, ob eine AIT bei Kindern indiziert ist. Es herrscht Konsens, dass die allergische Rhinokonjunktivitis, kontrolliertes Asthma bronchiale sowie Insektengiftallergien Indikationen zur AIT darstellen können. Eine atopische Dermatitis sowie pollenassoziierte Nahrungsmittelallergien stellen, für sich allein betrachtet, derzeit keine Indikation für eine AIT dar. Bei der Auswahl eines geeigneten Präparates muss im Einzelfall geprüft werden, wie geeignet zum Beispiel der Wirksamkeitsnachweis, die Applikationsform sowie die Häufigkeit der Applikation sind. Eine direkte Vergleichbarkeit der Wirksamkeit unterschiedlicher Präparate ist derzeit nicht möglich, da es kaum Vergleichsuntersuchungen gibt. Ebenso sollte die prognostizierte Adhärenz im Vorfeld in den Entscheidungsprozess miteinbezogen werden.

Im Bereich der AIT gilt die SCIT (subkutane Immuntherapie) bei Kindern und Jugendlichen als Standardbehandlung für die saisonale allergische Rhinitis [Kopp et al. Int Arch Allergy Immunol 2019;180:284-90]. Sie ist eine sichere Form der AIT für Kinder und hat eine ähnliche Rate an lokalen Nebenwirkungen wie bei erwachsenen Patient*innen sowie eine sehr geringe Rate an schweren systemischen Nebenwirkungen [Tophof et al. Pediatr Allergy Immunol 2018;29:267-74].

Eine weitere zentrale Fragestellung behandelt die Auswahl der Allergenextrakte. Die Studienlage sowie die Wirksamkeit der verschiedenen Allergenpräparate sind individuell zu bewerten. In der neuen S2k-Leitlinie wird empfohlen, bei der Auswahl von Allergenextrakten vorwiegend zugelassene oder anderweitig verkehrsfähige Allergenpräparate mit einer positiven Nutzen-Risiko-Bilanz gemäß EMA-Guidelines zu verwenden.

Purethal® Bäume, Purethal® Gräser sowie die Pollenmischungen sind für Kinder ab fünf Jahren zugelassen. Eine offene Vergleichsstudie mit sechs verschiedenen Gräserpollenextrakten bei Kindern hat zudem gezeigt, dass alle mit Purethal® Gräser behandelten Teilnehmer*innen nach eigener Einschätzung von der dreijährigen Behandlung profitiert hatten. Aufgetretene lokale Nebenwirkungen waren mild.

Die Purethal®-Milbenmischung ist für Kinder ab fünf Jahren verkehrsfähig. Purethal® Beifuß ist als "seltenes Allergen" nicht zulassungspflichtig und ebenfalls für Kinder ab fünf Jahren einsetzbar.

Abschließend ist zu sagen, dass über Indikation, Applikationsform und Präparat einer AIT im Kindesalter jeweils patientenindividuell entschieden werden muss. Eine Risiko-Nutzen-Analyse im Einzelfall ist erforderlich. Die Einbindung der Eltern in den Entscheidungsprozess soll die Adhärenz begünstigen.

Nach Informationen von HAL

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