Toleranz gegenüber Backwaren = höhere Reaktivitätsschwelle?

Jedes gegen Hühnerei oder Kuhmilch allergische Kind reagiert erst ab einer individuellen Allergendosis mit allergischen Symptomen. Italienische Forschende wollten nun herausfinden, ob sich diese Reaktionsschwelle erhöht, wenn Kinder Produkte mit verbackenen Milch- und Eiproteinen tolerieren.

Hoch sensibilisierte Kinder reagieren bereits auf Spuren von Kuhmilch oder Hühnerei mit möglicherweise lebensbedrohlichen allergischen Reaktionen. So ist Kuhmilch für mehr als ein Viertel aller Fälle mit tödlichen anaphylaktischen Reaktionen bei Kindern verantwortlich, während Hühnerei nur in Ausnahmefällen zum Tod der allergischen Kinder führt. Anhand von Provokationstests wird für jedes Kind eine Reaktionsschwelle festgelegt, die besagt, ab welcher Dosierung von Kuhmilch oder Hühnerei gefährliche allergische Symptome zu erwarten sind. Basierend auf solchen Daten wurden im VITAL("voluntary incidental trace allergen labelling")-Schema Referenzdosierungen berechnet und mit allergischen Symptomen assoziiert: 0,2 mg Milch- oder Eiprotein entspricht einer allergiehervorrufenden Dosis (ED, "eliciting dose") von 01, wohingegen 0,5 mg und 2,4 mg Protein einer ED von 05 entsprechen. Bei der Erstellung dieser Reaktionsschwellenwerte wurde allerdings nicht zwischen hoch sensibilisierten Kindern und solchen unterschieden, die zwar allergisch auf rohe Produkte reagieren, aber tolerant gegenüber verbackenen Milch- und Eiproteinen sind.

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Manche Kinder mit Allergien gegen Hühnerei oder Kuhmilch vertragen Gebackenes.

Eine italienische Forschungsgruppe stellte deshalb die ED-Werte auf den Prüfstand. Sie analysierte retrospektiv die Daten von Provokationstests auf frische Milch und rohes Ei von 288 allergischen Kindern, die aber Backwaren tolerierten. Der konservativste Wert für ED01 lag bei 0,3 mg für Milch und 14,4 mg für Ei sowie für ED05 bei 4,2 mg beziehungsweise 87,7 mg. Damit waren die Reaktionsschwellenwerte der Backwaren-toleranten Kinder 1,5-mal (Milch ED01), 1,75-mal (Milch ED05), 72-mal (Ei ED01) und 38,35-mal (Ei ED05) höher als die im VITAL-Schema berechneten.

Fazit: Kinder, die trotz einer Kuhmilch- oder Hühnereiallergie verbackene Produkte vertragen, reagieren zwar bei einem ähnlichen Reaktionsschwellenwert auf frische Milch wie die Kinder in der VITAL-Population. Aber für rohes Ei erhöhte sich der Reaktionsschwellenwert deutlich. Dies sollte bedacht werden, wenn Ernährungsempfehlungen für diese Kinder erstellt werden. Zu beachten ist zudem, dass die Reaktionsschwelle für Milch generell niedriger war als für Ei.

Valluzzi RL et al. Cow's milk and egg protein threshold dose distributions in children tolerant to beef, baked milk, and baked egg. Allergy 2022;77:3052-60

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