Fleischallergie: Welche α-Gal-tragenden Moleküle lösen späte Symptome aus?

Nach dem Verzehr von Fleisch, Innereien oder Milch von Säugetieren treten bei Menschen mit α-Gal-Syndrom nach frühestens zwei Stunden Urtikaria und gastrointestinale Symptome gefolgt von Angioödemen auf. Auslöser für diese verzögerte allergische Reaktion sind wahrscheinlich nicht nur α-Gal-tragende Glykolipide.

Die Galaktose-α-1,3-Galaktose (α-Gal) ist ein Disaccharid auf Glykoproteinen und Glykolipiden in den Zellmembranen von Säugetieren, abgesehen von Primaten. Personen mit einem α-Gal-Syndrom bilden spezifische IgE-Antikörper gegen dieses Disaccharid. Auf Medikamente oder Vakzine, die α-Gal enthalten, reagieren Betroffene nach einer Infusion oder Injektion umgehend mit allergischen Symptomen. Nehmen sie das Fleisch, die Innereien oder die Milch von Säugetieren über den Verdauungstrakt auf, tritt hingegen die allergische Reaktion verzögert erst nach zwei bis sechs Stunden auf. Innereien vom Schwein, die reich an α-Gal sind, und verdauungsfördernde Reize wie Alkohol, Sport oder nicht steroidale entzündungshemmende Medikamente wiederum lösen schneller allergische Symptome aus.

Wie die verzögerte allergische Reaktion auf verzehrtes Säugetierfleisch zustande kommt, ist noch nicht hinreichend geklärt. Vermutet wurde bisher, dass dafür die α-Gal-tragenden Glykolipide verantwortlich sind, da sie langsamer verdaut und absorbiert werden als Glykoproteine. Eine multinationale Forschergruppe hat nun in In-vitro-Experimenten mit Serum und Blutproben von Personen mit α-Gal-Syndrom herausgefunden, dass α-Gal-tragende Glykoproteine ebenso zu einer verzögerten allergischen Reaktion beitragen. Die IgE aus dem Serum von Fleischallergiker*innen erkannten α-Gal auf Glykoproteinen und Glykolipiden, banden aber stärker an Glykoproteine. Glykolipide und noch deutlicher Glykoproteine von Schweinenieren und Rindfleisch konnten eine Reaktion von basophilen Granulozyten in Blutproben von Fleischallergiker*innen auslösen. Eine simulierte Magenverdauung zeigte eine hohe Stabilität von α-Gal-tragenden Proteinen in Schweinenieren.

Fazit: α-Gal-tragende Glykoproteine und Glykolipide können die basophilen Granulozyten von Menschen mit α-Gal-Syndrom stark aktivieren. Die größere Rolle in der verzögerten Anaphylaxie auf Schweineniere und Rindfleisch scheinen hierbei Glykoproteine zu spielen.

Chakrapani N et al. α-Gal present on both glycolipids and glycoproteins contributes to immune response in meat-allergic patients. J Allergy Clin Immunol 2022;150:396-405

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