Rund um die Milbenallergie und ihre Auslöser

Vor annähernd 60 Jahren - im Oktober 1964 - erschien eine deutschsprachige Publikation, die als ein Meilenstein in der Geschichte der Allergologie bezeichnet werden kann: In der in Leipzig erscheinenden Zeitschrift "Allergie und Asthma" berichteten Reindert Voorhorst und das Ehepaar Frits T. Spieksma und Marise I. Spieksma-Boezeman erstmalig, dass Hausstaubmilben die eigentliche Quelle des "Hausstauballergens" sind [Voorhorst R et al. Allerg Asthma (Leipz) 1964; 10: 329-34].

So erscheint uns das Thema Milbenallergie zwar in die Jahre gekommen, aber dieses Heft wird den Milben und der Milbenallergie gewidmet, denn noch längst haben wir nicht alles bei dieser besonderen Allergie verstanden und der Umgang mit ihr macht uns noch immer Probleme.

Bis heute sind vermutlich noch nicht alle Allergene aus Körper, Kot und Eiern der verschiedenen Hausmilben charakterisiert; noch immer werden neue Allergene beschrieben. Rund elf Millionen Erwachsene in Deutschland sind gegen Hausstaubmilben sensibilisiert, aber noch ist nicht geklärt, warum bei einigen Sensibilisierten allergische Symptome stark ausgeprägt sind, bei anderen aber die Sensibilisierung klinisch stumm ist. Man kann annehmen, dass nur etwa einer von zwei Sensibilisierten bei einem Provokationstest an der Nase auch mit Symptomen reagiert, das heißt wirklich eine Allergie hat.

Klinisch leiden viele Patientinnen und Patienten hauptsächlich unter behinderter Nasenatmung, die schwerer zu behandeln ist als Naselaufen. Dabei führt insbesondere eine behinderte Nasenatmung zu Schlafstörungen, die die Lebensqualität der Betroffenen und deren Leistungsfähigkeit in Schule und Beruf beeinträchtigen. Differenzialdiagnostisch müssen andere Ursachen einer nasalen Obstruktion, wie mechanische Strömungsbehinderung durch Deviation oder Polypen, ausgeschlossen werden. Bei Symptomen hauptsächlich im Herbst und Winter sowie Krankheitsgefühl der Patientinnen und Patienten wird häufig an Infekte der oberen Atemwege gedacht.

Die zutreffende Diagnose wird oft deutlich später gestellt als bei einem Heuschnupfen, weshalb die Immuntherapie oft erst viele Jahre nach dem Beginn der Erkrankung eingeleitet wird. Dabei sehen besonders Pneumologinnen und Pneumologen bei Milbenallergikerinnen und -allergikern ein deutlich erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Asthma, das einen besonders schweren Verlauf nehmen kann.

Die Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe berichten über die viel zitierten Hausstaubmilben und die bisher eher vernachlässigten Vorratsmilben, die ebenfalls in unseren Wohnungen leben und sowohl Sensibilisierungen als auch Allergien auslösen können. Alle diese Arten werden als Hausmilben bezeichnet - wir sollten stets an die ganze Gruppe denken und Vorratsmilben in die Allergiediagnostik mit einbeziehen [Cuevas M et al. Allergo J Int 2022;31:59-68].

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Prof. Dr. Karl-Christian Bergmann, Institut für Allergieforschung, Charité - Universitätsmedizin Berlin

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Prof. Dr. Randolf Brehler, Klinik für Hautkrankheiten, Universitätsklinikum Münster

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