Schlafqualität und kardialer autonomer Tonus bei Leistungssporttreibenden und in einer Referenzgruppe Gesunder

Es wurden in einer Pilotstudie parallel die Schlafqualität, Schlafstruktur und der kardiale autonome Tonus bei professionellen Leistungssporttreibenden in Ausdauer- und Kraftsportarten und in einer Referenzgruppe Gesunder – jeweils beiden Geschlechts – untersucht. In einem ambulanten Setting wurde dazu neben der Selbstbeurteilung mittels Fragebögen eine vereinfachte Schlafmessung einschließlich SpO2- und EKG-Aufzeichnung durchgeführt.

In der Gruppe der Leistungssporttreibenden, welche regelmäßig sportmedizinisch von der Charité-Universitätsmedizin Berlin betreut werden, wurden in der Selbstbeurteilung der Tagesmüdigkeit im Mittel subklinische Werte in der ESS festgestellt, es wiesen allerdings 25 % der Untersuchten eine ESS von ≥ 10 auf, was Hinweise auf eine eingeschränkte Vigilanz bei einigen Sportlerinnen und Sportlern gibt. Ursache dafür können ein stressinduzierter Schlafmangel vor der Messnacht, ein chronisches Schlafdefizit, eine Hypersomnie oder sonstige Schläfrigkeit verursachende Umstände sein, welche jedoch im Rahmen der Studie nicht erhoben werden konnten. Die Selbstbeurteilung der Insomniesymptomatik mittels ISI war in der Gruppe LS sogar signifikant gegenüber der untersuchten Referenzgruppe erhöht; bei 25 % der Untersuchten traten Werte > 7 auf, jedoch wiesen diese nur eine milde Ausprägung (Werte bis max. 14) auf. Dennoch ist dieses Ergebnis bemerkenswert. Eine milde Insomnie gibt Hinweise auf einen nicht – mehr – erholsamen Schlaf, der durch Trainingsstress, Wettkampfstress oder mangelnden Schlafkomfort in fremder Umgebung zusätzlich getriggert sein könnte. Keiner der in der Studie untersuchten Sportlerinnen und Sportler hatte im Vorfeld schlafmedizinische Beratung in Anspruch genommen oder war in einer speziellen Betreuung. Das Ergebnis unterstreicht die Bedeutung der Aufklärung über Schlaf und Schlafstörungen bei Sportlerinnen und Sportlern, insbesondere aus dem Leistungs‑/Kaderbereich.

Die aus einer vereinfachten häuslichen Messung mittels 1‑Kanal-EEG und 2‑Kanal-EOG bestimmte Schlafstruktur wies keine Unterschiede in der Schlafmenge (jeweils im Mittel 6,8 h) zwischen beiden untersuchten Gruppen auf. Auch wenn dieser Befund keinen expliziten negativen Effekt der Ausübung von Leistungssport auf die Schlafmenge vermuten lässt, so spiegelt dieses Ergebnis doch eine unzureichende Schlafmenge sowohl bei der gesunden Vergleichsgruppe als auch bei den Leistungssporttreibenden wider. Die von den Fachgesellschaften American Academy of Sleep Medicine (AASM), Sleep Research Society (SRS) und National Sleep Foundation (NSF) empfohlene gesunde Normalschlafmenge sollte bei jungen Erwachsenen zwischen mindestens 7 und bis 9 h betragen [23]. Ob die in der Studie erhobenen Befunde einer Schlafzeit von weniger als 7 h Folge mangelnder Aufklärung oder aber von extern verursachten Limitationen von Bett- und somit Schlafenszeit sind, konnte im Rahmen dieser Studie jedoch nicht untersucht werden. Sie sind jedoch in jedem Fall ein Argument dafür, die Aufklärung zu den Themenkomplexen Schlafhygiene und Schlafgesundheit – insbesondere in der Gruppe junger Erwachsener – fortzusetzten bzw. noch zu verstärken.

Die Schlafeffizienz unterschied sich ebenfalls nicht signifikant zwischen den Gruppen, wenngleich in der Gruppe LS diese im Mittel um 9 % niedriger war. Die Ursache dafür könnte die signifikant längere Bettzeit der Leistungssporttreibenden sein. Sie könnte ein Beleg dafür sein, dass diese bereits Anstrengungen unternehmen, eine ausreichende Schlafmenge zu erlangen, und dafür eine adäquate Bettzeit (im Mittel 8,4 h) einhalten. Ebenfalls ohne Unterschiede waren die Anteile von Leicht‑, Tief- und REM-Schlaf bezogen auf die TST. Zusammenfassend kann geschlussfolgert werden, dass die untersuchte Gruppe von Leistungssporttreibenden objektiv eine Schlafstruktur aufweist, die der untersuchten Gruppe von altersentsprechenden Gesunden, welche keinen Leistungssport betreiben, entspricht, jedoch eine größere Schlafmenge wünschenswert wäre.

Die Parameter des kardialen autonomen Tonus basierend auf der Aufzeichnung und Auswertung des EKG konnten Unterschiede in der nächtlichen kardiovaskulären Regulation zwischen den untersuchten Leistungssportlern und den Gesunden nachweisen. So waren in der Gruppe LS die nächtlichen Herzfrequenzen verringert; der Mittelwert um 7,6 Schläge/Minute, das Maximum um 12,3 Schläge/Minute und das Minimum um 4,0 Schläge/Minute.

Des Weiteren war die HRV in der Gruppe LS erhöht, was auf eine insgesamt bessere kardiovaskuläre Regulation schließen lässt, was sich insbesondere in den signifikant erhöhten Werten von RR-SD und RR-SD2 ausdrückt. Darüber hinaus deutet selektiv der ebenfalls signifikant erhöhte Parameter RR-SD1 auf eine höhere vagale Modulation bei den Leistungssportlern hin.

Unsere Ergebnisse aus der Messung der HRV im Schlaf sind übereinstimmend mit Befunden aus 24-Stunden-Holter-EKG-Messungen, welche ebenfalls eine erhöhte HRV bei Leistungssportlerinnen und Leistungssportlern im Vergleich zu einer Gruppe von Nicht-Sportlern als Ergebnis hatte [24]. Dies unterstreicht die Machbarkeit und Reliabilität der Messung von Parametern des kardialen autonomen Tonus im Schlaf.

Limitationen

Da es sich um eine Pilotstudie handelt, sind die Fallzahl und die Aussagekraft der Ergebnisse noch limitiert. Daher konnte auch kein Gruppenvergleich Ausdauer- vs. Kraftsport durchgeführt werden.

Die Rekrutierung von Sportlerinnen und Sportlern aus dem Profi‑/Kaderbereich war eine große Herausforderung, da diese durch ihr Training und Wettkämpfe intensiven zeitlichen, physischen und mentalen Anforderungen ausgesetzt sind. Ähnliche Erfahrungen diesbezüglich wurden bereits in der Vergangenheit bei der Untersuchung von Balletttänzerinnen und -tänzern gesammelt [4].

Des Weiteren erfolgte die Schlafmessung im häuslichen Umfeld der Probanden, was zwar wahrscheinlich einen First-Night-Effekt reduzierte, jedoch aufgrund der Nichtüberwachung eine wesentliche Ursache für eine Mess-Ausfallrate von 20 % in der Gruppe LS und 15 % in der Gruppe GK gewesen sein dürfte. Auch erfolgte die Schlafmessung mit einem reduzierten Elektrodensetup, welches die Validität des Schlafscorings gering reduziert. So erschwert z. B. das Fehlen einer okzipitalen EEG-Ableitung die Differenzierung zwischen den Stadien „Wach“ und „N1“, was insbesondere für die Bestimmung der Einschlaflatenz eine wichtige Rolle spielt. Auch kann nicht ausgeschlossen werden, dass andere Faktoren wie Umgebungslärm und Umgebungslicht in der häuslichen Messumgebung einen Einfluss auf die Ergebnisse hatten.

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