Ein Fragebogen zur Erfassung von schlafbezogenen Metakognitionen: Deutsche Kurzform des MCQ-I

Patienten

Insgesamt konnten 512 Patienten (264 Frauen, 248 Männer) in die Auswertung eingeschlossen werden. Der Altersmittelwert lag bei 45,04 ± 16,70 Jahren. Ein Teil der Patienten (N = 347) wurde nach dem Ambulanztermin auch polysomnografisch im Schlaflabor über zwei Nächte untersucht. Diese Substichprobe bestand aus 179 Frauen und 168 Männern. Der Altersmittelwert lag hier bei 44,52 ± 16,22 Jahren. Die Verteilungen der Diagnosen (Mehrfachdiagnosen waren möglich) sind in Tab. 1 dargestellt.

Tab. 1 Diagnosen (Mehrfachnennungen möglich) der Gesamtstichprobe und der Substichprobe mit Polsysomnografie (PSG)

Für eine Subgruppe von N = 19 Insomniepatienten (16 Frauen, 3 Männer) mit dem Altersmittelwert von 46,84 ± 12,41 Jahren erfolgte eine zweite Messung, da sie den MCQ‑I (deutsche Fassung) vor Beginn der Gruppentherapie (kognitive Therapie der Insomnie) zum zweiten Mal ausfüllten. In dieser Gruppe traten zusätzlich zur Insomnie folgende schlafbezogene Komorbiditäten auf: Restless-Legs-Syndrom (N = 2), schlafbezogene Atemregulationsstörung (N = 2), periodische Beinbewegungen im Schlaf (N = 1), eine isolierte Schlafparalyse (N = 1) und eine leichte depressive Symptomatik (N = 1). Das mittlere Retest-Intervall lag bei 147,42 ± 68,11 Tagen.

Fragebogen zu schlafbezogenen Metakognitionen (MCQ-I)

Ausgehend vom Metakognitiven Fragenbogen (MCQ-30; [17]) wurde von Waine et al. [15] der Fragebogen zu schlagebezogenen Metakognitionen in Zusammenarbeit mit Insomniepatienten entwickelt. Er besteht aus 60 Aussagen mit vier Antwortmöglichkeiten (1 = Stimme überhaupt nicht zu, 2 = Stimme leicht zu, 3 = Stimme mäßig zu und 4 = Stimme voll und ganz zu). Beispielitems sind: „Vor dem Einschlafen sollte ich stressbehaftete Gedanken durch weniger stressbehaftete ersetzen“ oder „Vor dem Einschlafen sollte ich an Dinge denken, die keine Bedeutung für mich haben“. Der Gesamtscore wird als Summenwert über alle 60 Items berechnet; höhere Werte weisen in Richtung problematischer Metakognitionen. Wenn mehr als 5 Items nicht ausgefüllt wurden, wurde der Gesamtwert nicht berechnet (missing). Die Testautoren geben eine Retest-Reliabilität (4 Wochen) von r = 0,82 für die Gesamtstichprobe und r = 0,93 für die Gruppe der Insomniepatienten an [15]. Aufgrund der geringen Stichprobengröße (N = 71) wurde keine interne Konsistenz (Crohnbachs Alpha) berechnet. Der MCQ-I-Gesamtscore korreliert mit r = 0,59 mit dem Gesamtscore des Pittsburgh Sleep Quality Index (PSQI) und mit r = 0,69 mit dem Metakognitiven Fragebogen (MCQ-30) [15]. Zudem zeigte sich ein deutlicher Unterschied (große Effektstärke) zwischen den Insomniepatienten und den Schlafgesunden. Dies wurde in zwei weiteren Studien [7, 9] bestätigt; auch wiesen Insomniepatienten höhere MCQ-I-Werte auf als Personen, die eine reduzierte Schlafqualität in Verbindung mit Schnarchen aufwiesen [9].

Versuchsablauf

Vor dem Gesprächstermin in der Schlafambulanz (Zentralinstitut für Seelische Gesundheit) werden den Patienten Fragebogen zugeschickt, z. B. Epworth Sleepiness Scale (ESS), und auch der MCQ‑I in der deutschen Übersetzung (siehe unten). Diese Fragebogen sollen ausgefüllt zum Termin mitgebracht werden. Die Ethikkommission II der Medizinischen Fakultät Mannheim/Universität Heidelberg hatte nach eingehender Prüfung keine ethischen und/oder berufsrechtlichen Einwände gegen die Auswertung dieser klinischen Daten. Da die Fragebogen Teil der klinischen Routine sind, wurden sie von allen Patienten ausgefüllt; nur in vier Fällen wurde der Fragebogen aufgrund von Sprachproblemen leer abgegeben. Allerdings wurden einige Fragebogen unvollständig ausgefüllt (dies betraf vor allem die Rückseiten des doppelseitig ausgedruckten Fragebogens), sodass es zu einer Reduktion der auswertbaren Fragebogen kam. Nach dem Ambulanzgespräch (geführt durch in Schlafmedizin erfahrene Ärztinnen) wurden die Diagnosen bzw. Verdachtsdiagnosen gestellt. Ein Teil der Patienten wurde dann polysomnografisch im Schlaflabor (zwei Nächte) untersucht, sodass die abschließende Diagnose diese Befunde mit einbeziehen konnte. Als zertifiziertes Schlaflabor der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) folgten die Polysomnografie (PSG) und deren Auswertung den Richtlinien der American Academy of Sleep Medicine [2].

Für die Studie zur Entwicklung der Kurzform des MCQ‑I wurden die Diagnosen der Patienten in verschiedenen Gruppen zusammengefasst. Dabei ist zu beachten, dass Patienten mehrere Diagnosen aufweisen konnten. Zunächst wurde die Diagnose der Insomnie bzw. die Verdachtsdiagnose der Insomnie gesondert behandelt, da hier die Validität des MCQ‑I geprüft wurde. Restless-Legs-Syndrom und periodische Beinbewegungen im Schlaf wurden zusammengefasst in eine Gruppe mit gesicherten Diagnosen und eine Gruppe mit Verdachtsdiagnosen (Ambulanzgespräch) bzw. Grenzbefunden (PSG-Substichprobe). Aufgrund der kleinen Fallzahlen wurden Narkolepsie und Hypersomnie zusammengefasst. In der Gruppe der NREM-Parasomnien sind Pavor nocturnus, Schlafwandeln und Schlaftrunkenheit enthalten. Die schlafbezogenen Atemregulationsstörungen enthalten die obstruktive Schlafapnoe und das obstruktive Schnarchen. Die Rhythmusstörungen waren ausschließlich verzögerte Schlafphasensyndrome. Innerhalb der depressiven Erkrankungen waren sowohl majore depressive Störungen als auch Dysthymie gruppiert. In der Restgruppe der psychischen Störungen wurden Angststörungen, posttraumatische Belastungsstörung, emotional-instabile Persönlichkeitsstörung, Zwangsstörungen, Essstörungen usw. zusammengefasst. Die sonstigen Schlafstörungen bestanden vorwiegend aus dem Schlafmangelsyndrom und schlafbezogenen rhythmischen Bewegungsstörungen. Wenn die somatische Diagnose für die Schlafstörung eine wesentliche Rolle spielte, wurde diese kodiert, z. B. Schmerzsyndrome, Tinnitus, Epilepsie.

Die Übersetzung und Verkürzung des MCQ-I-Fragebogen wurde wie folgt durchgeführt. Claudia Schilling übersetzte den Fragebogen von Waine et al. [15] ins Deutsche. Die Rückübersetzung wurde von Gordon Benedikt Feld durchgeführt; und diese Rückübersetzung wurde von Niall Broomfield, einem der Testautoren des MCQ‑I, mit dem Original verglichen. Es ergaben sich minimale Veränderungen, die jedoch aufgrund eines technischen Fehlers nicht für diese Stichprobe umgesetzt wurden, z. B. wurden statt der Kategorien „Stimme überhaupt nicht zu“, „Stimme leicht zu“, „Stimme mäßig zu“ und „Stimme voll und ganz zu“ (korrigiere Fassung) die Kategorien „Trifft nicht zu“, „Trifft etwas zu“, „Trifft mäßig zu“ und „Trifft sehr stark zu“ der Vorfassung verwendet. Drei deutschsprachige, zertifizierte MCT-Therapeutinnen (Level 1 des Metakognitive Therapy Institutes von Dr. Adrian Wells und Dr. Hans Nordahl) beurteilten unabhängig voneinander, ob die Items des MCQ‑I (deutsche Version) den Grundprinzipien von Metakognitionen entsprachen und Metakognitionen in gut verständlicher und eindeutiger Weise abfragten. Eine der Beurteilerinnen hatte auch die Zusatzbezeichnung Schlafmedizin. Nach diesem Schritt erfolgte eine Beratung, in der die drei Beurteilerinnen sich auf die 20 Items einigten, die auf eindeutige Weise schlafbezogene Metakognitionen erfassen.

Die statistischen Analysen wurden mit SAS 9.4 für Windows (Cary, NC, USA) durchgeführt. Zunächst wurden die Testgütekriterien der 20-Item-Version (Trennschärfen, interne Konsistenz, Retest-Reliabilität) berechnet. Trennschärfe bezeichnet hierbei die Korrelation eines Einzelitems mit dem Summenwert aller Items; hohe Trennschärfen sind ein Indiz, dass alle Items das gleiche Konstrukt (hier: Ausprägung schlafbezogener Metakognitionen) messen. In ähnlicher Weise gibt die interne Konsistenz, auch Crohnbachs Alpha genannt, an, wie stark alle Einzelitems miteinander korrelieren. Werte höher als 0,80 werden als gut bezeichnet [12]. Auch bei der Retest-Reliabilität werden bei stabilen Merkmalen Korrelationen von r = 0,80 oder höher als gut angesehen, d. h., die Versuchspersonen geben bei einer wiederholten Messung ähnliche Werte an, das Konstrukt (hier: Ausprägung schlafbezogener Metakognitionen) ist zeitlich stabil. Bei der 20-Item-Version wurden keine Summenscores berechnet, wenn mehr als zwei Items nicht ausgefüllt wurden. In zwei Regressionsanalysen wurde der Einfluss der Diagnosen auf den Summenscore des MCQ-I 20 überprüft, dabei wurden die Analysen für Alter und Geschlecht kontrolliert. Der standardisierte Schätzer wird auch als Regressionsgewicht bezeichnet und gibt die Größe des Zusammenhangs dieser Variable auf den Prädiktor an, wobei alle Assoziationen von anderen Variablen statistisch herausgerechnet sind.

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